deklaration der FLEX

„lediglich ein stück rhythmische quengelei“ mit gleichwohl ausgewiesenem
verderb. stanzung am textrand. eliot spricht von „privatem und ganz
belanglosem grant“. aber dann: der allerherrlichste klang. art para und
missouri-schwan. dann frage, die mitschwang: all das hast du sprachlich

getan? das alles und noch mehr! auch nämlich tat ich den drall, den krill,
die zwinge zumal. die ganzen, völlig verköterten wörter, den hasen, das
franz von assisi-geflecht, nicht zuletzt den talgarmen balg. den tatest du
auch – den talgarmen balg? japp, den tat ich auch! auf treu die leute von

trichter und becher, klemperer, die schächer und täschner – und multhaupt,
den tat ich auch. doch bekenn ich: nicht aber den siedlerbedarf und den
uelzener schlauch – die ließ man mich nicht! obgleich ich wirklich wollte.

den von sauen gesäumten verhau, den garstigen gau, gar unsre liebe frau
– die tat ich für lau! und darüber, hoch oben, das schweflige glühen, das
ist das neueste leuchten aus wien: schwechats vereinigte sinnraffinerien.

deklaration des GRUS

nicht sollten wir uns einen deut in die flasche lügen – der schönste
tresen steht in splügen. pfennig bleibt pfennig, auch wenn du ihn
drehst. sehr trendig suchst du die schwemme im morgenrock auf.
wirtin schnauft, sagt aber nichts. schließlich hast du die taschen voll

asche. schnaps trinken bestimmte ohne berührung des glases – also
ungefähr deiktisch. tresen will schwimmen. filz stört da nur. tempel-
hofer kippen die molle ganz richtig auf ex. nüchtern betrachtet ist alles
im schwange. bezirke driften und schieben sich übereinander oder

tauschen für immer den platz. was gerade noch west-staaken war,
scheint jetzt usw. – einzig truchseß leuchtet, subtext glüht von allein,
und das, was du spürst, könnte immerhin sein. klein-mannheim. alt-

schmargendorf im anschein. guter mond über andrade. andres, das so
langsam schon abschwillt. wichtig scheint nur: du hast es gefühlt. der letzte
schritt: erwähl dir einen kapitalen graus. dann richte die tentakel aus.


deklaration REAL BIRD

henry real bird ist eine krähe. sister morphine hingegen verspricht
nur geringen distinktionsgewinn. throbbing gristle womöglich der
schlüssel. gängige ekelprodukte zu einem erwogen erhobenen
preis halfen irgendwann nicht mehr weiter. sie mußten auch noch

witzig sein. manches geriet bald so originell, daß niemand mehr
abscheu empfand. schaltkreis; ein teuflisches band. wie alles noch
mal von vorne beginnt: lyrische verbrechen (und wie schwer sie sind).
wahre krachkultur bedarf des nachklapps nicht – sie bildet den

menschlichen tonbereich geradezu ideal ab. wo immer lyrischer wind
weht, tut er das unstet. unstet und dreht. how hip is this? how cool
is that? wie geil ist schreiben ohne schädigung? wie bitte radikal? ted

hughes hält das kleinblut für seiend. wir sollten jetzt endlich bobrowski
befreien. brian teacher war ein pferd. bussard kommt meistens von oben.
sätze setzen dich ab. wie links das ist? ich denke, das ist ziemlich links.

deklaration des FUGS / LANGFUGS

diese deklaration scheint allerdings gewagt, zumal für einen
mann, „der seit zwei jahrzehnten davon lebt, möglichst viel
text in jeweils einen takt zu quetschen“. der – möchten wir
ergänzen: nicht schlecht davon lebt. doch aufgepaßt! ver-

langt es uns zu warnen: einen bedienten, sechs fuß hohen,
grauhaarigen lyriker, der sein make-up selbst besorgt, findest
du heute an jeder straßenecke. und komm uns jetzt nicht mit
„atemgetragen“ und „typengetrieben“. erzähl deine prosa im

gehen. gleichwohl läßt dieses erzählen so was wie „ruhrpott“
entstehen. rote erde emscherknie. es geht um die verschüttung
der eucharistie. sei verschleißfrei dabei und erkläre den dotter!

sehr gerne zu diensten: extremperformer verfüttert eigendotter
an reiflichen rüden bzw. knabbert selbst daran. was hat das –
mögen sie fragen – mit performance zu tun. das fragen wir auch.

deklaration des FALL

„es ist im fall-fall besser, man steht nicht direkt bei der bühne,
weil man sonst genau sehen kann, wie mark e. smith zwischen
zwei songzeilen auf seinem zahnlosen zahnfleisch herumkaut
wie die alte hexe tannenmütterchen.“ so doris knecht im falter

48 / 08. wer nun an dieser stelle lacht, hat, was folgt, nicht bedacht:
auch unsrem quartier verleihen gewesene nutzer so was wie flair.
schuster mit beinharter mißbrauchsgeschichte. die damit verbundnen
gesichte. ein anderer nadler fand zur schneiderei – was er nicht ändert,

ist nicht zu ändern. mit der mitte verschmelzen die ränder. und dann
erst die gewänder: imkerhelm zu prachtkutte, steirertracht oder
ganz in latex. im hotel bloedel alle verfügbaren kippen entfacht.

das hat tatsächlich linderung verschafft. im fallesfall schnüffelt man
glut. wutkappe zu haßschlappen, auch im winter niemals mit socken.
und alle, alle mit zornmappen – bis zum bersten mit besttext gefüllt.

deklaration POP GOES POP ARTIST

eindrücke rücken immer näher: trefz! stuffz! verpuffung
findet statt. abzucke weichen zurück. wann – frage ich
sie – hört ein leichnam auf? leichnam zu sein? was tut
das zur sache? was macht es zum ding? dachs nämlich

meint im kern: das packst du nicht! buchs bindet unter
chorus selten. in großer hitze knistern die reime. der
asphalt verflüssigt sich. dir drängt sich sommer in den
schoß. der künstler aber war sehr groß. bloße bereiche

in anführungszeichen. sack-und-tuch-bleiche. laichteile.
unraine. endbeine. willard, den ich meine. harvard privat.
vierzig quadratmeter später: verzehrte erpel säumen seinen

weg. geheimes quine-land. mit phatischem satz. beamish
vom faß. gesetzestreue gastfreundschaft. es hat ihn einfach
hingerafft. jetzt, sag ich, bild ich noch die pünktchen ab: …

deklaration des WUST

zitatpfeile zuhauf, nöcher denkspeck im köcher. doch
alles zu messen in gramm. anders gesagt: unser lyrik-
programm – spannend wie nannen / beklemmend wie
rihm. die zimmerfluchten neuköllns dürften damit aller-

dings in weite ferne gerückt sein. haust man halt jenseits
des betriebs. verfaßt – da stockt dir der atem – berichte
über genagelte raben. kombiniert magische muffler mit
ionischem bandmaterial „he’s breeding a dwarf“. der wust-

beweis ist angetreten. jetzt wird er noch erklärt: voll-wust.
not-wust. wust, der sich wie ein hunnennetz (tacitus) zusam-
menzieht. trug-wust. davon tonnen auf halde. wußten sie

übrigens, daß heinrich zille in fürstenwalde hochzeit hielt?
nein, das wußte ich nicht. sapir und whorf in schorfheide?
nein, das wußte ich nicht. auch das ist mir vollkommen neu.

deklaration des FREE

wußten sie, daß ing. siegmund strauß in diesem raum die rück-
kopplung erfand? nein? das geschah 1912. da saßen noch ganz
alte tegler am regler. später argentinier. heute versieht martin
leitner den dienst. man drückt sich die kopen seitlich ins hirn,

schreit: win/win! und zwingt so die dinge in gleichzeitigkeit:
(1) christliche tiburtina-miliz mit: der schrei des ungebornen kinds.
(2) tim hodgkinson: SPLUTTER?. (3) schwingen sind lautlos,
art fluglots, mein sohn. so weit also sind wir schon. schnell folgt

die erklärung des hip und des cool. brauchtum baucht aus – in
39 kammern. die 42 kannen, bariton vor allem, kaum tenor. be-
schwor das quorum der töpfe wider die gekröpften. wußten sie

außerdem – ja, ja, das weiß ich genau! danke! dies alles nämlich
wirkte ziemlich flau angesichts der hoch organisierten wucht schwe-
discher lärmkonstrukteure. sie reckten beim fortgang die pranke.

deklaration des GESTÜM

wohlweislich gattung sorgentext. in die man ganz langsam
hineinwächst – besser: meine definition eines geilen beil-styles
„hieb und streich“. spalt tut sich auf. dann walte. veralte in ruh.
balde spaltest auch du. das klingt bis hierher gar nicht schlecht.

du aber (zwilling. mit zwille-aszendent) findest dich nicht in der
rolle zurecht, die die bewegung dir zudenkt. rebellion ist wahr-
scheinlich. verschwenkte denke leider auch. ein hauch von zucker-
schoten weht durchs haus. post brest-litowsk. wie viele zeilen hab

ich noch? ich bräuchte etwa sieben: ernst bloch ist ein unverbesser-
licher träger geblieben. auf den terrassen von tel aviv träumen sich
ältere damen in den europäischen sommer zurück. in die milden rigaer

winter. beißen auf grund. tauroggenbefund. von da an unumstößlich
gilt: brich nicht durch meine binsen / nicht torpediere den sprachlichen
raum. dies alles erst mal ziemlich geschlacht als schutzschild gedacht.